Buchvorstellung – Energiegehalt und Qualität der Nahrung von Rehen

In einem Waldhabitat sowie in einem landwirtschaftlich geprägten Habitat würden von
2001 bis 2014 über 12 Monate hinweg von 220 Rehen Pansen gesammelt. Ziel war die
umsetzbare Energie und Qualität der Rehäsung anhand der tatsächlich aufgenommen
Äsung im gesamten Jahresverlauf zu ermitteln. Um sich ein umfassendes Bild von der
Energieversorgung der Rehe machen zu können, wurde im Rahmen eines wildbiologischen Systemansatzes Konditionsparamter der Rehe sowie ihre Anpassung an die
lokale und jahreszeitlich bedingte Äsung erfasst. Weiterhin wurden Rahmenbedingungen wie Verfügbarkeit und Qualität der lokalen Vegetation beurteilt sowie das Stressniveau der Rehe als Maß für menschliche Einflüsse aufgenommen. Für die PansenAnalysen wurden die Standardmethoden der Futtermittelanalyse verwendet. Den Rehen im Agrarhabitat steht mit durchschnittliche 6,29 MJ/kg TS aufgenommener Nahrung signifikant mehr Energie zur Verfügung als den Waldrehen mit durchschnittlich
5,43 MJ/ kg TS aufgenommener Nahrung. Waldrehe kompensieren den geringeren
Energiegehalt der Äsung durch höhere Äsungsmengen. Die Panseninhalte der Waldrehe waren vor allem im Herbst und Winter im Mittel etwa 300 g schwerer als die der
Landrehe. Im Schnitt lag der Fasergehalt der Äsung nicht unter 23 % TS. Im Vergleich
zu dem Raufutterfresser „Schaf“ konnten Rehe mit ihrem auf die lokale Vegetation angepassten Pansensaft im Winter aus faserhaltiger Äsung mehr Energie gewinnen.
Aufgrund dessen sollte der Begriff „Konzentrat-Selektierer“ durch „Selektierer“ ersetzt
werden. In den drei Untersuchungsjahren ergab sich für beide Populationen kein Energieengpass. Energetisch gesehen, haben die Landrehe nicht gemerkt, dass es Winter
war.

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